Von der Definition von Ritualen

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Textdaten
Titel: Von der Definition von Ritualen
Autor (IG): Irian vom Weg
Autor (OOC): Florian Schätz


Der folgende Text liegt auch als .pdf vor:

Bei dem Text der zu Beginn zitiert wird, handelt es sich um "Kleine Ritualkunde" von Gared Le Mur.


Von der Definition von Ritualen

Eine kurze Zusammenfassung von Gedanken und Überlegungen von Irian


Als ich vor kurzem über einen Text stolperte, welcher betitelt war mit ′Kleine Ritualkunde′, verfasst von einem gewissen Gared Le Mur der Magiergilde zu Etraklin stieß ich auf eine Beschreibung, die mir seltsam erschien:


[..] Typische Rituale sind Wiederbelebungen, Dämonenbeschwörungen oder die Verbannung solcher Kreaturen, Teleportationen oder aber auch die Schaffung magischer Gegenstände. Wie man aus dieser Aufzählung ersehen kann, handelt es sich hierbei meist um größere Mengen der Magie, die hier geformt werden. [..]


Nun stellt sich für einen unbedarften Leser doch die Frage, ob diese ′Definition′ denn überhaupt richtig ist bzw. stellte sich mir die Frage, wie man ein Ritual denn am geschicktesten definieren sollte. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass ich mitnichten die Kompetenz des verehrten Gared Le Mur anzweifle, der in seinem Text auch eher die praktische Seite von Ritualen anschneidet und diese theoretischen Dinge nicht näher behandelt, sondern es war vielmehr ein Stein des Anstoßes, der mir diese Frage in den Geist stieß.

Stellen wir uns also die Frage ′Was kennzeichnet ein Ritual?′ oder ein wenig anders formuliert: ′Wie unterscheidet sich ein Ritual von einer anderen magischen Handlung?′

Ein Ritual will, durch Benutzung verschiedener Techniken, einen magischen Effekt erzeugen. In diesem Fall soll die Frage nach den Grundlagen der Magie ernachlässigt werden und auch die eigentliche Definition von ′magischer Effekt′ wird einfach als gegeben vorausgesetzt. So scheint es also, dass ein Ritual denselben Zweck verfolgt wie ein gewöhnlicher Zauberspruch, nehmen wir als Beispiel ′Isadurils kleine Heilung′.

Trotzdem bleibt die Frage nach den Unterschieden von Ritualen und Zaubersprüchen, welche ich hier als Beispiel für im Volksmund als nicht-rituelle magische Handlungen gelten lassen möchte. Der erste Unterschied der uns meist auffällt ist die Tatsache, dass ein Ritual meist für einen speziellen Zweck entworfen wird und selten sehr oft Verwendung findet, während Zaubersprüche für immer wiederkehrende Problemstellungen benutzt werden. Ein anderer Unterschied ist die Kraft, welche ein Ritual von einem gewöhnlichen Zauber unterscheidet: Viele Rituale bündeln wesentlich mehr Energie als für einen gewöhnlichen Zauberspruch Verwendung finden würde (und benötigen daher mehrere Magier oder eine spezielle Kraftquelle). Alternativ sind manche Rituale auch gar nicht so kraftintensiv, sondern zeichnen sich durch ihre große Komplexität aus: Viele Rituale werden abgehalten um Ziele zu erreichen, die nur durch komplizierte Methoden und Techniken erreichbar sind, weshalb sie sich meist mehrer Magier bedienen. Es gibt auch eine Grauzone im Bereich sehr mächtiger Zauberformeln, welche noch einmal im Verlaufe dieses Texts erwähnen finden wird: Einige wenige Zauberformeln sind hochkomplex und fordern selbst den Besten unserer Zunft alles ab, teilweise mehr als manch ′leichtes′ Ritual.

Die Tatsache, dass Rituale meist wesentlich länger dauern als gewöhnliche Zaubersprüche liegt wohl in den oben genannten Tatsachen begründet: Zum einen sind Rituale meist weniger gut vorbereitet und perfektioniert als Zaubersprüche, welche teilweise über Jahrhunderte hinweg entwickelt wurden. Zum anderen verlängert sich die Dauer natürlich auch durch die größeren Energiemenge oder den erhöhten Komplexitätsgrad des gewünschten Effekts. Schließlich wird bei den meisten Ritualen in sehr kleinen Schritten vorgegangen, während Zaubersprüche meist komprimierter sind. Diesbezüglich ist die Dauer zwar ein Unterschied zwischen Zauberspruch und Ritual, wohl aber nur ein abgeleiteter aus den anderen Unterschieden.

Fassen wir also die wichtigen Unterschiede noch einmal zusammen:

  1. Zaubersprüche finden für häufig gebrauchte Effekte Anwendung
  2. Zaubersprüche benötigen weniger Energie und/oder
  3. Zaubersprüche besitzen einen wesentlich niedrigeren Komplexitätsgrad als Rituale.

Aus dieser Grundlage lässt sich leicht eine einfache Tatsache ableiten: Zaubersprüche sind Rituale.

Dies erkennt man daran, dass ein (im Volksmund so genanntes) ′Ritual′ sich nur in Stärke, Komplexität oder Spezialisierung von einem Zauberspruch unterscheidet. Und wirklich, wenn man einen beliebigen Zauberspruch mit einem (sog.) Ritual vergleicht, erkennt man die Ähnlichkeiten: Zwar verwendet man für Zaubersprüche eigentlich keine Kreise oder Vielecke, aber die Verwendung von Komponenten, Gesten, speziellen Worten, Konzentrationsübungen, etc. findet bei beiden Verwendung. Wenn also sich zwei Dinge nur im Grad, nicht aber in ihrer Art unterscheiden, dann können sie wohl unter einem gemeinsamen Begriff verbunden werden, was der Wirklichkeit auch reichlich näher liegt als eine strikte Trennung von zwei Dingen, die eigentlich nicht wirklich getrennt sind. Dementsprechend führt die Verwendung von zwei komplett verschiedenen Begriffen für zwei eigentlich gleichartige Dinge höchstens zu Verwirrung und falschen Herangehensweisen.

Dementsprechend kann man allgemein ableiten:

′Jede Handlung, welche dazu dient, einen magischen Effekt herbeizuführen ist ein Ritual.′

Nun unterscheiden sich die verschiedenen Arten von Ritualen wohl voneinander:

  1. mindere Rituale - zum Beispiel Zaubersprüche - sind relativ einfach in Struktur und verwenden nur wenig Energie. Meistens sind sie hochspezialisiert.
  2. große Rituale - wie sie der Volksmund kennt - unterscheiden sich in zwei Arten, nämlich nach dem Grund ihrer Anwendung, welche dazu führen, dass meist mehrere Magier teilnehmen:
    1. um größere Energien zu bündeln
    2. um komplexere Effekte zu erreichen

Daran erkennt man auch, warum es eine Grauzone geben kann zwischen diesen beiden Unterteilungen, denn diese Grenze ist natürlich fließend.

Theoretisch gibt es eine dritte Form (nennen wir sie ′primitive′ Rituale), welche nur kleinste Effekte besitzen oder nur pseudo-magischen Zwecken dienen. Hier ist die Grauzone zum puren Aberglauben wohl aber recht groß und umfassende Definitionen und Studien wären für eine wirklich exakte Einteilung nötig.

Damit hoffe ich, einen kleinen Anstoß zur Nomenklatur gegeben zu haben. Doch nicht nur dazu soll diese Definition dienen, denn wenn man versteht, was Rituale sind, dann versteht man auch, dass verschiedene Techniken, welche nur in ′Ritualen′ respektive nur in Zaubersprüchen vorkommen wohl durchaus für das jeweils andere verwendet werden können. Wie bereits geschrieben wurde: Wenn man zwei Dinge, die eigentlich gleichartig sind, als verschiedenartig betrachtet, kann dies nur zu falschen Ideen führen.

mit freundlichen Grüßen,

Irian